Bundestagswahl 2025: Was bedeutet das für die Umsetzung der CSRD in Deutschland?

Deutschland hat entschieden: Am vergangenen Sonntag wählte das Land eine neue Bundesregierung, nachdem die Ampel-Koalition gescheitert war. Die Bundestagswahl 2025 wird nicht nur die politische Zukunft Deutschlands bestimmen, sondern auch bedeutende Auswirkungen auf die Wirtschaft und Nachhaltigkeitsregulierungen haben. Besonders relevant ist die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Unternehmen zu umfassender Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Noch wurde diese nicht in nationales Recht übertragen, und mit der laufenden Diskussion über die Omnibus-Initiative, die die CSRD weiter vereinfachen soll, bleibt ungewiss, wie die Richtlinie in Deutschland letztendlich umgesetzt wird.

Was ist die CSRD?

Die CSRD ist eine EU-Richtlinie, die Unternehmen zur detaillierten Berichterstattung über Nachhaltigkeitsaspekte verpflichtet. Sie ersetzt die bisherige Non-Financial Reporting Directive (NFRD) und weitet den Anwendungsbereich auf eine größere Zahl von Unternehmen aus. Ziel ist es, Transparenz zu erhöhen und Investoren sowie Stakeholdern fundierte Nachhaltigkeitsinformationen bereitzustellen. Deutschland hat bereits erste Schritte zur Umsetzung der CSRD unternommen und einen Regierungsentwurf vorgelegt, doch die endgültige regulatorische Ausgestaltung hängt gerade jetzt auch von der politischen Lage ab.

Ausgang der Bundestagswahl 2025 und Auswirkungen auf die CSRD

Die Bundestagswahl 2025 hat zu einer neuen Regierung geführt, die maßgeblich die Umsetzung der CSRD beeinflussen wird. Die Ergebnisse der Wahl und ihre Folgen:

  • CDU/CSU stärkste Kraft mit 28,52 %: Kanzlerkandidat Friedrich Merz wird eine Koalition eingehen müssen, um regieren zu können. Die Union hat sich gegen die CSRD ausgesprochen und will beim Thema der CSRD und der Taxonomie „Belastungen einen Riegel vorschieben“. Ihre Klimapolitik setzt auf marktwirtschaftliche Mechanismen wie den Emissionshandel und die Nutzung aller klimafreundlichen Energien einschließlich Kernenergie. Das Lieferkettengesetz wollen sie abschaffen.
  • AfD zweitstärkste Kraft mit 20,8 %: Besonders im Osten Deutschlands gewann die Partei deutlich an Einfluss. Da die AfD Umwelt- und Nachhaltigkeitsvorgaben kritisch sieht, könnte dies zu Widerstand gegen CSRD-Regelungen führen. Die Partei lehnt Klimaschutzmaßnahmen generell ab und setzt weiterhin auf fossile Energieträger. Sie will außerdem Unternehmen durch Bürokratieabbau entlasten und sieht Berichtspflichten als unnötige Belastung.
  • SPD mit 16,41 % nur noch drittstärkste Kraft: Die Sozialdemokraten müssen sich neu sortieren, was ihre Position in möglichen Koalitionsgesprächen schwächen könnte. Sie bekennen sich zu den europäischen Klimazielen und setzen auf eine sichere, bezahlbare Energieversorgung durch erneuerbare Energien. Sie wollen Unternehmen außerdem explizit bei der Umstellung auf klimafreundliche Technologien unterstützen und befürworten die EU-Lieferkettenrichtlinie. 
  • Grüne mit 11,61 %: Verluste, aber weiterhin ein relevanter Akteur für Koalitionsverhandlungen. Sie wollen eine schnelle Umsetzung der CSRD in nationales Recht  und setzen sich für eine Vereinfachung der ESRS Standards ein. Sie unterstützen die EU-Lieferkettenrichtlinie und fordern außerdem ambitionierte Klimaschutzziele sowie den massiven Ausbau erneuerbarer Energien.
  • Linke mit 8,77 %: Überraschendes Comeback, könnte sich für soziale Aspekte der Nachhaltigkeitsberichterstattung einsetzen. Sie fordert ambitioniertere Klimaziele und stärkere staatliche Eingriffe in die Wirtschaft. Sie wollen außerdem mehr Transparenz bei sozialen und ökologischen Auswirkungen von Unternehmen und eine Stärkung des Lieferkettengesetzes. Deutschland wollen sie bis 2040 klimaneutral machen.
  • FDP und BSW nicht im Bundestag: Die FDP scheiterte mit 4,33 % an der Fünf-Prozent-Hürde, ebenso das Bündnis Sahra Wagenknecht mit 4,97 %.

Mögliche Szenarien nach der Wahl

Merz strebt eine Regierungsbildung bis Ostern an. Die CDU/CSU hat konsequent eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen, und auch die Linke wird an der Regierung voraussichtlich nicht beteiligt sein, da sie sich als starke Opposition positionieren will. Je nach Koalitionsbildung ergeben sich also folgende Szenarien für Unternehmen:

  1. CDU/CSU und SPD (Große Koalition): Wahrscheinlichste Koalition mit einer moderaten Umsetzung der CSRD. Während die CDU wirtschaftsfreundliche Anpassungen bevorzugt, könnte die SPD auf eine konsequente Einhaltung der EU-Vorgaben drängen.

  2. CDU/CSU, SPD und Grüne (Kenia-Koalition): Hier könnte ein stärkerer Fokus auf Klimaschutz und Nachhaltigkeitsregulierungen gelegt werden, was eine striktere Umsetzung der CSRD bedeuten könnte.

Handlungsempfehlungen für Unternehmen

Auch wenn die Situation im Moment ungewiss ist, sollten Unternehmen trotzdem proaktiv handeln, um auf die Umsetzung der CSRD bestmöglichst vorbereitet zu sein. Die Vorbereitung auf die CSRD bietet Unternehmen zudem zahlreiche Chancen: Eine gesteigerte Transparenz und Glaubwürdigkeit kann die Reputation stärken, während Kunden und Investoren zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit legen und ESG-konforme Unternehmen bevorzugen. Zudem haben Unternehmen, die sich aktiv für Nachhaltigkeit engagieren, bessere Chancen auf Förderprogramme. Darüber hinaus ermöglicht die systematische Erhebung und Analyse von Nachhaltigkeitsdaten eine gezieltere Identifikation von Optimierungspotenzialen im Unternehmen.

Es ist für Unternehmen also empfehlenswert, jetzt schon sog. „No Regret Moves“ durchzuführen, um sich unabhängig von zukünftigen Regulieren bestmöglichst aufzustellen:

  • Verantwortlichkeiten klären: Definieren Sie klare Zuständigkeiten für Nachhaltigkeitsberichterstattung innerhalb des Unternehmens. Verantwortliche Teams und Personen sollten frühzeitig benannt werden.
  • Doppelte Wesentlichkeitsanalyse (DWA) durchführen: Diese Analyse bildet die Grundlage der CSRD und liefert wertvolle strategische Erkenntnisse, die auch über die CSRD hinaus genutzt werden können. Nutzen Sie dazu unser Excel-Template für Wesentlichkeitsanalysen oder die Materiality Master Software.
  • CSRD-Testbericht verfassen: Der ESRS VSME-Standard bietet eine vereinfachte Möglichkeit zur Berichterstattung. Unternehmen können diesen freiwillig testen, um sich auf die zukünftige Nachhaltigkeitsberichterstattung vorzubereiten.
  • Lieferkettenstrategie überarbeiten: Parteien wie CDU/CSU lehnen strenge Vorgaben ab, während SPD und Grüne auf eine konsequente Umsetzung setzen. Auch wenn die politische Lage hier noch nicht ganz klar ist, achten Konsumenten immer mehr auf Nachhaltigkeit in der Lieferkette.  Unternehmen sollten ihre Lieferketten-Compliance also frühzeitig optimieren.
  • Klimastrategie anpassen: Die neue Regierung wird voraussichtlich Maßnahmen zur CO2-Reduktion und Energieeffizienz anpassen. Frühzeitige Investitionen können langfristige Vorteile bringen.
  • Regulatorische Entwicklungen beobachten: Nachhaltigkeitsberichterstattung und ESG-Vorgaben bleiben ein dynamisches Feld. Unternehmen sollten aktuelle Debatten und Gesetzesänderungen verfolgen. Mit unserem Newesletter „CSRD-Kompass“ werden sie regelmäßig über die wichtigsten Updates informiert. 
  • Netzwerke und Weiterbildung nutzen: Regelmäßige Updates durch Webinare, Fachnetzwerke und Expertenforen helfen, frühzeitig auf regulatorische Änderungen zu reagieren.

Fazit

Die Bundestagswahl 2025 hat die politische Landschaft Deutschlands neu geformt und wird einen erheblichen Einfluss auf die Umsetzung der CSRD haben. Unternehmen sollten sich proaktiv vorbereiten und politische Entwicklungen genau verfolgen, um nicht von regulatorischen Änderungen überrascht zu werden. Frühzeitiges Handeln kann nicht nur Risiken minimieren, sondern auch langfristige Wettbewerbsvorteile schaffen.