CSRD erklärt in unter 100 Worten

Kürzlich habe ich an einem Experten-Webinar zum Thema Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) teilgenommen. Am Ende der Veranstaltung schrieb einer der Teilnehmenden in den Chat „Ich bin mir immer noch nicht sicher, was genau CSRD ist…“.

Viele von uns wissen, dass Nachhaltigkeit und insbesondere die Nachhaltigkeitsberichterstattung derzeit ein sehr aktuelles Thema ist. Es ist ein Thema, das über 15’000 Unternehmen alleine in Deutschland betrifft und noch zahlreiche Fragezeichen im Kopf der Verantwortlichen sind.

Hier ist unser Versuch, die CSRD einfach zu erklären mit einer Analogie und das in weniger als 100 Worten.

CSRD als Analogie einfach erklärt

Denken Sie an die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) als das Rezeptbuch der Unternehmensnachhaltigkeit

So wie ein Kochbuch detaillierte Anweisungen und Zutaten für ein Gericht vorgibt, legt die CSRD fest, welche „Zutaten“ (Informationen) Unternehmen in ihren Nachhaltigkeitsberichten angeben müssen. Ziel ist es, eine „köstliche“ (nachhaltige und sozial verantwortliche) Unternehmensführung zu fördern, indem klare und vergleichbare „Rezepte“ (Berichtsstandards) für alle bereitgestellt werden. So können „Gäste“ (Investoren, Stakeholder) die „Gerichte“ (Unternehmen) basierend auf ihrem „Geschmack“ (Nachhaltigkeitsleistung) auswählen und bewerten, wodurch die „Küchen“ (Unternehmen) dazu angeregt werden, „gesündere“ und „schmackhaftere“ Optionen zu entwickeln.

Ist die Analogie nicht greifbar für Sie? Kein Problem! Hier ist der Versuch CSRD in unter 100 Worten zu erklären ohne Analogie:

CSRD in unter 100 Worten eklärt

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist eine EU-Richtlinie, die gewisse Unternehmen dazu verpflichtet, transparent über ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen zu berichten. Im Fokus steht die Offenlegung nachhaltigkeitsbezogener Informationen, um Investoren, Regulierungsbehörden und die Öffentlichkeit über die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen zu informieren. Die CSRD zielt darauf ab, nachhaltige Investitionen zu fördern, indem sie klare und vergleichbare Daten bereitstellt und Unternehmen dazu anhält, ihre Praktiken und Strategien im Bereich der nachhaltigen Entwicklung offenzulegen. Durch die Verbesserung der Transparenz und Rechenschaftspflicht unterstützt die Richtlinie die EU in ihren Bemühungen, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Sicher. Wenn man die Corporate Sustainability Reporting Directive im Detail verstehen möchte und auch die Zusammenhänge mit den ESRS, der EU Taxonomie oder gar das Konzept der doppelten Wesentlichkeit (double materiality) ist es wesentlich komplizierter. Glücklicherweise haben wir eine Anleitung zur Erstellung einer Wesentlichkeitsanalyse für Sie erstellt.

Für welche Unternehmen ist die CSRD relevant?

Nachdem Sie CSRD in unter 100 Worten erklärt bekommen haben, schauen wir nun darauf, für wen die Regelungen von Bedeutung sind. 

Die CSRD, mit ihrem starken Fokus auf transparente, einheitliche und vergleichbare Nachhaltigkeitsinformationen, zwingt Unternehmen aus der EU, mehr Licht auf ihre ESG-Bemühungen (Environmental, Social, and Governance) zu werfen. Gibt es vergleichbare Berichtspflichten in anderen Ländern?

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Sind nur deutsche Unternehmen von der CSRD betroffen?​

Nein, die Corporate Sustainability Reporting Directive ist eine Richtlinie der EU Kommission. Demnach sind alle Unternehmen innerhalb der Europäischen Union die gewisse Anforderungen erfüllen von der CSRD betroffen. Insbesondere große Unternehmen, sowie Unternehmen am Kapitalmarkt müssen künftig ihre Nachhaltigkeitsbemühungen offenlegen. Aber auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) aus der EU kann die CSRD von Relevanz sein, sofern sie zwei der drei festgelegten Kriterien an Umsatz, Bilanzsumme und Anzahl der Mitarbeitenden überschreiten.

Unternehmen außerhalb der EU sind ebenfalls betroffen, sofern sie in der EU signifikant Geschäfte ausüben, einschließlich einer physischen Präsenz. Demnach gilt die CSRD, wenn ein Unternehmen in den letzten zwei aufeinanderfolgenden Jahren in der EU einen Umsatz (netto) von jeweils 150 Millionen Euro erzielt hat und eine der folgenden beiden Kriterien erfüllt:

  • eine große oder börsennotierte EU-Tochtergesellschaft; oder
  • eine EU-Niederlassung mit einen Nettoumsatz von mehr als 40 Mio. Euro im vorherigen Geschäftsjahr
Eine im Oktober 2023 veröffentlichte CSRD Studie von PwC zeigt wie weit Unternehmen aus der DACH Region mit der Implementierung der ESRS Anforderungen sind und präsentiert ein überraschendes Ergebnis was die bevorzugte Softwarelösung für die CSRD Berichterstattung ist. 

Indirekte Betroffenheit

EU-Unternehmen müssen im Rahmen der CSRD nicht nur ihre eigenen Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) offenlegen. Sondern sie müssen auch über die sogenannten Scope 3 Emissionen berichten, sprich die THG-Emissionen der gesamten Wertschöpfungskette. Somit ist damit zu rechnen, das Unternehmen aus der EU vermehrt Anforderungen an ihre Lieferanten und Dienstleister außerhalb der EU stellen, ihnen Informationen zu ihren Greenhouse Gas Emissionen (GHG) offen zu legen. Damit können Unternehmen auch außerhalb der EU indirekt von der CSRD Berichtspflicht betroffen sein.

Gibt es ähnliche Regularien zu CSRD in anderen Ländern?

USA

Am 21. März 2022 schlug die US-amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) Regelungen vor, die Unternehmen (Registranten) dazu verpflichten würden, bestimmte klimabezogene Offenlegungen in ihren Registrierungserklärungen und periodischen Berichten zu inkludieren. Diese beinhalten Informationen über klimabezogene Risiken, die voraussichtlich einen materiellen Einfluss auf ihr Geschäft, Betriebsergebnisse oder finanziellen Zustand haben werden, und bestimmte klimabezogene finanzielle Kennzahlen in ihren geprüften Finanzausweisen. Auch die Offenlegung von Treibhausgasemissionen des Registranten wäre erforderlich.

Die Offenlegung durch die SEC folgt dem GHG-Protokoll und den Empfehlungen der Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) und schreibt vor, dass die Informationen im Rahmen des Jahresberichts des Unternehmens auf Formular 10-K offengelegt werden, hat aber keine Standards für die Berichterstattung vorgeschlagen.

Andere Amerikanische Länder

Kanada folgt ähnlichen Prinzipien wie die USA, bietet mit dem „Climate Disclosure Standards Board“ (CDSB) jedoch ein etwas strukturierteres Gerüst, welches 2018 nochmals aktualisiert wurde. Südamerikanische Länder wie Brasilien zeigen mit Initiativen wie dem „Brazilian Corporate Sustainability Index“ eine zunehmende Anerkennung der Wichtigkeit von ESG-Faktoren.

Asien

Asien, mit seiner vielfältigen wirtschaftlichen Landschaft, präsentiert eine Palette unterschiedlicher Ansätze zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. In Ländern wie Japan und Singapur existieren etablierte Rahmenwerke wie beispielsweise das japanische „Sustainability Reporting Standard“ welches die Wichtigkeit von ESG-Informationen als Ergänzung zu den Finanzkennzahlen für börsennotierte Unternehmen betont. Singapur bietet mit seinem „Sustainability Reporting Guide“ klare Leitlinien für Unternehmen. Der asiatische Raum zeigt eine variierte, aber durchwegs positive Entwicklung zur Etablierung nachhaltiger Geschäftspraktiken, wobei der Fokus oft stark auf den ökologischen Aspekten liegt und im Vergleich zur CSRD weniger auf soziale Aspekte eingeht.

Australien

Australische Unternehmen nutzen häufig die global anerkannten Global Reporting Initiative (GRI) Standards für ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung, welche umfassende Kriterien für eine Vielzahl von Umwelt-, Sozial- und Governance-Indikatoren bietet. Viele Unternehmen in Australien folgen auch den Empfehlungen des Australian Accounting Standard Boards (AASB) welches die Adoption der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) empfiehlt und somit klimabezogene Finanzinformationen in die Berichterstattung integriert werden kann. Zudem hat das AASB im Juni 2022 angekündigt, dass es anstrebt eine separate oder unabhängige Reihe von Standards zu entwickeln, sie sich speziell mit nachhaltigkeitsbezogenen Angaben im Rahmen der allgemeinen Finanzberichterstattung befassen.

Akteurslandschaft im Kontext Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSDR) – Global, EU und Deutschland

Quelle: Rat für nachhaltige Entwicklung

Vergleich und Konvergenz: Ein Pfad zur Globalen Nachhaltigkeit?

Während die CSRD einen rechtlich verbindlichen und standardisierten Rahmen für Unternehmen in der EU bereitstellt, zeigen Australien, Asien und Amerika eine tendenziell vielseitigere und in einigen Fällen freiwilligere Herangehensweise. Der europäische Ansatz könnte als strenger und umfassender betrachtet werden, während die Standards in den anderen Kontinenten eine größere Bandbreite und Flexibilität in der Implementierung aufweisen.

Die Unterschiede in den regionalen Ansätzen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung spiegeln auch verschiedene wirtschaftliche, politische und kulturelle Kontexte wider. Doch trotz dieser Differenzen ist eine zunehmende Konvergenz in Richtung global harmonisierter Berichtsstandards sichtbar – ein Signal für die wachsende globale Einigkeit über die dringende Notwendigkeit, nachhaltige Entwicklungen voranzutreiben.

In einer sich globalisierenden Welt könnten die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den regionalen Standards nicht nur lehrreich, sondern auch ein Katalysator für die Entwicklung eines universalen, international anerkannten Rahmens für Nachhaltigkeitsberichterstattung sein.