Nachhaltigkeitsbericht: Wer übernimmt die Schlüsselrollen?

Die steigenden Anforderungen durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stellen Unternehmen vor die Frage: Wer ist eigentlich verantwortlich für den Nachhaltigkeitsbericht und die Erstellung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse? Die Antwort ist komplex, denn es handelt sich um eine echte Gemeinschaftsaufgabe. In diesem Artikel erfahren Sie, welche internen und externen Akteure typischerweise beteiligt sind, wie Verantwortlichkeiten verteilt werden und wie Sie den Prozess der Nachhaltigkeitsberichterstattung effizienter gestalten können.

1. Die Verantwortung im Unternehmen

Vorstand und Aufsichtsrat

Die übergeordnete Verantwortung für den Nachhaltigkeitsbericht, welcher Teil des Lageberichts darstellt, liegt beim Vorstand. Er trägt die Pflicht, sicherzustellen, dass der Bericht den rechtlichen Anforderungen entspricht und die strategischen Prioritäten des Unternehmens widerspiegelt. Der Aufsichtsrat hingegen kontrolliert die Qualität des Berichts und wählt gegebenenfalls externe Prüfer aus.

Fachabteilungen: Eine bereichsübergreifende Aufgabe

Die Umsetzung des Nachhaltigkeitsberichts ist eine teamübergreifende Herausforderung. Verschiedene Abteilungen spielen eine zentrale Rolle:

  • Nachhaltigkeitsabteilung: Oft der Hauptverantwortliche für die Koordination, Erhebung und Analyse der relevanten Daten.
  • Finanzen/Accounting: Unterstützt methodisch, insbesondere bei der Integration finanzieller und nichtfinanzieller Informationen.
  • Recht/Compliance: Hilft bei der Einhaltung regulatorischer Anforderungen und sichert die rechtliche Konformität des Berichts.
  • HR: Liefert Daten zu sozialen Themen wie Diversität, Arbeitsbedingungen und Personalentwicklung.
  • Risikomanagement: Bewertet Nachhaltigkeitsrisiken und deren Auswirkungen auf die Geschäftsstrategie.
  • Marketing/Communication/Investor Relations: Können komplexe Themen einfach verständlich für eine breite Zielgruppe aufbereiten.

2. Insights aus der Praxis: Wer kümmert sich um die Wesentlichkeitsanalyse

Eine aktuelle Studie des Deutschen Aktieninstituts zeigt, wie Unternehmen in der Praxis die Aufgaben rund um den Nachhaltigkeitsbericht und die Wesentlichkeitsanalyse aufteilen. Hinweis: Mehrfachnennungen waren möglich.

  • Koordination der Wesentlichkeitsanalyse:

    • 50 % der Unternehmen vertrauen auf ihre Accounting-Abteilung.
    • Ebenfalls 50 % überlassen die Koordination der Nachhaltigkeitsabteilung.
    • Rund 20 % setzen auf individuelle Lösungen, z. B. speziell gebildete Projektteams.
  • Fachliche Expertise für die Wesentlichkeitsanalyse:

    • Mehr als 80 % der Unternehmen binden die Nachhaltigkeitsabteilung aktiv ein.
    • Ca. 60 % greifen auf das Know-how des Accounting-Teams zurück.
    • Auch Abteilungen wie Legal, HR, Compliance und Risikomanagement leisten wichtige Beiträge.

Diese Daten unterstreichen, dass der Nachhaltigkeitsbericht eine Gemeinschaftsaufgabe ist, die verschiedene Perspektiven und Kompetenzen erfordert. Gleichzeitig ist auch spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Verantwortlichkeiten innerhalb der Unternehmen verteilt werden und dass viele Unternehmen noch keine eigene Abteilung für die Wesentlichkeitsanalyse gebildet haben.

Verantwortung Nachhaltigkeitsbericht Studie

Best Practice aus unserer Erfahrung

Aus unserer Perspektive sollte die Aufgabe „CSRD“ möglichst nah beim Finance und Accounting Team aufgehangen sein. Folgende Vorteile sehen wir dabei:

  • Enge Verbindung zur finanziellen Berichterstattung, um einheitlichen und übereinstimmenden Lagebericht zu veröffentlichen
  • Erfahrung in der Erhebung, Konsolidierung und Aufbereitung von verlässlichen Daten
  • Umfangreiche Kenntnisse mit regulatorischen Berichtsanforderungen
  • Direkter Draht zum Wirtschaftsprüfer und Erfahrung im Umgang mit diesem

Die folgende Grafik zeigt weitere wichtige Punkte für die Überlegung, in welcher Abteilung diese Aufgabe am besten aufgehoben ist.

Abteilungen pro contra

3. Externe Partner für den Nachhaltigkeitsbericht

Neben den internen Akteuren spielen auch externe Partner eine zentrale Rolle bei der Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts:

4. Tipps für eine effektive Wesentlichkeitsanalyse

Viele Unternehmen arbeiten mit knappen Ressourcen, wenn es um den Nachhaltigkeitsbericht geht und müssen diese gut einteilen, gerade wenn die Aufgabe bei Abteilungen mit anderen Hauptaufgaben liegt. Um diesen Prozess so reibungslos wie möglich zu gestalten, können folgende Tipps hilfreich sein:

  • Klare Zuständigkeiten festlegen: Definieren Sie frühzeitig, welche Abteilung welche Rolle übernimmt. Eine klare Koordination minimiert Missverständnisse und fördert die Effizienz.
  • Bereichsübergreifende Zusammenarbeit fördern: Workshops und interne Schulungen schaffen ein besseres Verständnis der CSRD-Anforderungen und verbessern die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen.
  • Früh genug mit der Datenerhebung beginnen: Gerade wenn viele Abteilungen an der Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts beteiligt sind, ist das Zusammentragen der notwendigen Daten eine große Aufgabe, die früh genug angeangen werden sollte. Je nach Größe des Unternehmens bietet es sich an, schon vor dem eigentlichen Berichtsjahr damit zu beginnen.
  • Effiziente Tools nutzen: Mit unserem Excel Template zur doppelten Wesentlichkeitsanalyse behalten Sie den Überblick. Es hilft Ihnen, die Ergebnisse Ihrer Wesentlichkeitsanalyse strukturiert zu dokumentieren und vereinfacht die Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts. Wenn Sie eine web-basierte Softwarelösung bevorzugen, können wir den Materiality Master sehr empfehlen.
  • Externe Unterstützung in Anspruch nehmen: Berater und Prüfer können Ihnen helfen, Herausforderungen zu meistern und regulatorische Anforderungen zu erfüllen. Wir bieten einen praxisorientierten 4-stündigen Workshop rund um das Thema Wesentlichkeitsanalyse an, der sie gut auf diesen Teil Ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung vorbereitet.

5. Fazit: Der Nachhaltigkeitsbericht als Teamleistung

Die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts erfordert das Zusammenspiel vieler Akteure. Eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit, unterstützt durch klare Prozesse und effiziente Tools, ist der Schlüssel zum Erfolg. Unternehmen, die frühzeitig mit der Planung beginnen und geeignete Ressourcen einsetzen, können nicht nur die regulatorischen Anforderungen der CSRD erfüllen, sondern auch wertvolle Erkenntnisse für ihre Geschäftsstrategie gewinnen.