Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sehen sich mit hohen bürokratischen Hürden konfrontiert, wenn es um die Erfüllung der neuen Nachhaltigkeitsberichtsanforderungen geht. Die Omnibus-Initiative wurde ins Leben gerufen, um die Umsetzung der CSRD zu vereinfachen. Mit dem neusten Vorschlag der Verschlankung der CSRD werden voraussichtlich viele Unternehmen von der Berichtspflicht erleichtert. Da Nachhaltigkeitsberichterstattung aber weiterhin bedeutend auch für KMUs ist, rückt nun der VSME-Standard (Voluntary standard for non-listed micro-, small- and medium-sized undertakings) in den Fokus, der als pragmatische Alternative für kleinere Unternehmen entwickelt wurde.
Was ist der VSME-Standard?
Der VSME-Standard wurde speziell für kleinere Unternehmen entwickelt, um die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung auf ein praktikables Maß zu reduzieren. Während die CSRD umfassende Berichtspflichten und detaillierte Offenlegungsvorgaben mit sich bringt, setzt der VSME-Standard auf eine vereinfachte, aber dennoch aussagekräftige Berichtsstruktur.
Im Dezember 2024 wurde der Standard geupdated und nochmal vereinfacht. Im Vergleich zu den umfassenden Anforderungen der European Sustainability Reporting Standards (ESRS), die über 1.000 Datenpunkte umfassen, reduziert der VSME-Standard den administrativen Aufwand erheblich. Er entält nur zwei Module mit 20 zu berichtenden Überpunkten. Eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist nicht nötig.
Die Omnibus-Initiative – Treiber der CSRD-Verschlankung
Die Omnibus-Initiative der EU ist eine Reaktion auf die Kritik, dass die ursprünglichen Vorgaben der CSRD insbesondere kleinere Unternehmen übermäßig belasten. Ziel dieser Initiative ist es, bürokratische Hürden abzubauen, den Berichterstattungsaufwand zu reduzieren und realistische Anforderungen für KMUs zu schaffen. Nun wurde ein Vorschlag der Kommission vorgelegt, der allerdings noch nicht entgültig beschlossen ist.
Die wichtigsten Änderungen des Vorschlags im Überblick:
- Zahlreiche Unternehmen von CSRD-Berichtspflicht befreit: Nur Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitenden sind laut des Vorschlags berichtspflichtig. Dies würde die Anzahl der Unternehmen die einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen müssen um 80% reduzieren.
- Spätere Berichtspflichten: Unternehmen müssen erst ab 2028 für das Geschäftsjahr 2027 berichten.
- Weniger Berichtspflichten: 25 % weniger Datenpunkte, keine sektorbezogenen Standards, Begrenzung der Lieferketten-Berichtspflicht.
- Keine strengere Prüfung: Die geplante „Reasonable Assurance“ entfällt, es bleibt bei „Limited Assurance“.
- EU-Taxonomie vereinfacht: OpEx-Berichtspflicht nur bei ≥ 25 % taxonomiefähigem Umsatz, Materialitätsgrenze, freiwillige Berichterstattung möglich.
- CSDDD-Lockerungen: Sorgfaltspflichten nur für direkte Geschäftspartner, keine EU-weite Haftung, Überprüfungen nur alle 5 Jahre.
Warum der VSME-Standard jetzt an Bedeutung gewinnt
Die Omnibus Initiative stellt viele Unternehmen vor eine unklare Zukunft. Noch ist die CSRD nicht in deutsches Recht umgesetzt, und mit der Initiative wird diese Umsetzung voraussichtlich auch noch länger auf sich warten lassen. Werden die Vorschläge angenommen, entfällt für den Großteil der Unternehmen die Berichtspflicht. Gleichzeitig erwarten Investoren, Kunden und andere Stakeholder weiterhin klare ESG Daten. Dadurch wird für viele Unternehmen der VSME-Standard interessant. Unternehmen, die von den neuen Anforderungen der CSRD nicht direkt betroffen sind, können durch den VSME-Standard mit reduziertem Aufwand einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen, der für ihre Stakeholder, wie Investoren, Kunden und Lieferanten, von großem Interesse ist.
Der VSME-Standard ermöglicht es Unternehmen außerdem, frühzeitig eine ESG-Strategie zu entwickeln und die erforderlichen Daten zu erheben, um für zukünftige Berichterstattungsanforderungen gut gerüstet zu sein, auch wenn die Rechtslage momentan noch unklar ist.
Der VSME-Standard ist nicht nur eine Reaktion auf die aktuellen Anforderungen, sondern auch eine proaktive Maßnahme zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Unternehmen, die frühzeitig ihre ESG-Transparenz verbessern, positionieren sich als verantwortungsbewusste Akteure und können von einem positiven Ruf in der Branche profitieren. Der Standard könnte so also zu dem go-to Nachhaltigkeits-Standard neben der umfassenden CSRD werden.
Unternehmen, die jetzt proaktiv auf eine freiwillige Nachhaltigkeitsberichterstattung setzen, können sich so trotz der unsicheren Rechtslage bestmöglichst für die Zukunft positionieren.
Praktische Umsetzung des VSME-Standards für Unternehmen
Die Einführung des VSME-Standards erfordert eine strukturierte Vorgehensweise, um sicherzustellen, dass Unternehmen effizient und ohne unnötigen Aufwand einen aussagekräftigen Nachhaltigkeitsbericht erstellen können. Nachfolgend eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Implementierung des VSME-Standards:
1. Verständnis des VSME-Standards und interne Verantwortlichkeiten klären
Bevor ein Unternehmen mit der Berichterstattung beginnt, sollte es sich mit den Anforderungen des VSME-Standards vertraut machen:
- Welche Themen und Kennzahlen müssen erfasst werden?
- Welche internen Abteilungen sind für die Datenerhebung verantwortlich?
- Gibt es bereits vorhandene ESG-Daten, die genutzt werden können?
Ein klarer Verantwortlicher (z. B. Nachhaltigkeitsbeauftragter, Controlling oder Geschäftsführung) sollte bestimmt werden, um den Prozess zu koordinieren. Falls Ihrem Unternehmen hier Expertise fehlt, können Sie auf unseren praxisorientierten VSME-Workshop zurückgreifen, der das nötige Know-How und effiziente Werkzeuge für eine erfolgreiche Berichterstellung vermittelt. Außerdem gibt es am 25.03. ein kostenloses Webinar zum Thema VSME-Standard verstehen und anwenden.
2. Bestandsaufnahme und Datenanalyse durchführen
Um festzustellen, welche Informationen für den Bericht benötigt werden, sollte eine Bestandsaufnahme erfolgen:
- Welche ESG-Daten werden bereits erhoben (z. B. Energieverbrauch, CO₂-Emissionen, soziale Verantwortung)?
- Welche Lücken bestehen noch?
- Woher können fehlende Daten bezogen werden (z. B. Lieferanten, externe Berater)?
Diese Analyse hilft dabei, einen realistischen Plan für die Datenerhebung zu erstellen.
3. Nachhaltigkeitsstrategie und Maßnahmen definieren
Der VSME-Standard geht über reine Berichterstattung hinaus und bietet Unternehmen die Möglichkeit, eine fundierte ESG-Strategie zu entwickeln. Unternehmen sollten sich fragen:
- Welche Nachhaltigkeitsziele möchten wir langfristig verfolgen?
- Welche Maßnahmen können wir ergreifen, um unsere ESG-Performance zu verbessern?
- Gibt es bereits bestehende Initiativen, die in den Bericht aufgenommen werden können?
Eine klare Strategie hilft nicht nur bei der Berichterstattung, sondern auch dabei, sich im Wettbewerb positiv zu positionieren. Gerade jetzt, wo viele Unternehmen voraussichtlich nicht mehr von der CSRD betroffen sind, können Ressourcen darauf verwendet werden, sich um konkrete Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu kümmern.
4. Berichtserstellung mit dem VSME-Template
Um den Berichterstattungsprozess zu vereinfachen, können Unternehmen das VSME-Template nutzen. Dies bietet folgende Vorteile:
✅ Strukturierte Berichtsvorlage, die nur noch mit den eigenen Daten ausgefüllt werden muss
✅ Schritt-für-Schritt Anleitung zur Befüllung
Mit dem Template können Unternehmen effizient und ohne große externe Beratung einen vollständigen Nachhaltigkeitsbericht erstellen.
ESRS VSME Berichtsvorlage
Vorlage eines CSRD-konformen VSME Nachhaltigkeitsberichts im Word Format die sie selbständig befüllen können. Zudem erhalten Sie eine Schritt-für-Schritt Anleitung mit Tipps.
Mehr erfahren
Fazit
Der VSME-Standard stellt eine praxisnahe, ressourcenschonende und dennoch transparente Alternative zur umfangreichen CSRD-Berichterstattung dar. Insbesondere für kleinere Unternehmen bietet er eine Möglichkeit, Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen, auch wenn durch die Omnibus Initiative gerade viel Unsicherheit herrscht.
Mit unserem VSME-Template haben Unternehmen die Möglichkeit, den Standard direkt anzuwenden und einen strukturierten Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Unternehmen, die sich frühzeitig mit dem VSME-Standard auseinandersetzen, können sich als verantwortungsbewusste Akteure in der nachhaltigen Wirtschaft positionieren und sind auch für zukünftige Berichterstattungsrichtlinien gewappnet.