Wie ISO-Zertifizierungen die Erfüllung der ESRS/CSRD erleichtern

Mit der Einführung der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) und der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stehen Unternehmen in der Europäischen Union vor neuen Herausforderungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Diese Regulierungen zielen darauf ab, die Transparenz und Vergleichbarkeit von Umwelt-, Sozial- und Governance-Daten (ESG) zu verbessern und den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu beschleunigen. Für viele Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihre Berichtsprozesse anpassen und erweitern müssen, um die neuen Anforderungen zu erfüllen.

ISO-Zertifizierungen können hierbei eine entscheidende Rolle spielen. ISO steht für International Organization for Standardization. Anerkannte Normen wie ISO 14001 (Umweltmanagement), ISO 9001 (Qualitätsmanagement) und ISO 26000 (Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung) bieten bewährte Rahmenwerke, die Unternehmen bei der Umsetzung der ESRS- und CSRD-Vorgaben unterstützen können. Durch die strategische Integration dieser Standards können Unternehmen nicht nur die Compliance sicherstellen, sondern auch ihre Prozesse effizienter gestalten und die Glaubwürdigkeit ihrer Berichte erhöhen.

Wir geben Ihnen praxisnahe Tipps und erläutern, wie Sie durch gezielte Anwendung von ISO-Normen die Wesentlichkeitsanalyse verbessern, Stakeholder effektiv einbinden und letztlich eine nachhaltigere und wettbewerbsfähigere Unternehmensstrategie entwickeln können.

Die Rolle von ISO-Zertifizierungen bei der Erfüllung der ESRS

Die Erfüllung der Anforderungen der ESRS kann für Unternehmen eine komplexe Aufgabe sein. Unternehmen die bereits ISO-Zertifizierungen durchgeführt haben, können diese Arbeit für die CSRD-Berichterstellung wiederverwenden. In diesem Abschnitt beleuchten wir, wie spezifische ISO-Normen die Umsetzung der ESRS in der Praxis erleichtern können.

Relevante ISO-Normen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung

ISO-Normen decken ein breites Spektrum an Themen ab, die für die ESRS- und CSRD-Berichterstattung relevant sind. Hierzu zählen insbesondere:

  • ISO 14001 (Umweltmanagementsysteme): Diese Norm unterstützt Unternehmen dabei, ihre Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern und gesetzliche Umweltvorgaben einzuhalten. Im Kontext der ESRS kann ISO 14001 insbesondere bei der Erfüllung von Anforderungen zu Klima, Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft (ESRS E1, E5) genutzt werden.
  • ISO 9001 (Qualitätsmanagementsysteme): ISO 9001 hilft Unternehmen, Prozesse zu optimieren und Qualitätsstandards zu sichern. Sie unterstützt auch die Implementierung eines Managementsystems, das sowohl Umwelt- als auch soziale Aspekte berücksichtigt, was in der ESRS-Berichterstattung zunehmend an Bedeutung gewinnt.
  • ISO 26000 (Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung): Diese Norm bietet umfassende Leitlinien zur Integration von sozialer Verantwortung in Unternehmensstrategien. Sie kann bei der Erfüllung von Anforderungen im Bereich Governance und soziale Verantwortung (ESRS S1-S4, G1) hilfreich sein.

Integration von ISO-Normen in die ESRS-Umsetzung

Die Implementierung von ISO-Zertifizierungen kann als integraler Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie betrachtet werden. Durch die Anwendung dieser Normen wird die Basis für eine konsistente und glaubwürdige Berichterstattung geschaffen, die den Anforderungen der europäischen Regulierungen gerecht wird. Hier einige konkrete Ansätze:

  • Verbesserung der Datenqualität und -konsistenz: ISO 14001 und ISO 9001 bieten standardisierte Methoden zur Datenerhebung und -verarbeitung, was die Qualität und Konsistenz der berichteten ESG-Daten erhöht. Dies ist entscheidend für die Einhaltung der ESRS-Standards, die detaillierte und überprüfbare Informationen erfordern.
  • Effiziente Prozessgestaltung: Durch die Implementierung von ISO-Managementsystemen können Unternehmen ihre internen Prozesse optimieren, was die Effizienz bei der Erfüllung der ESRS-Anforderungen erhöht. Dies umfasst beispielsweise die systematische Überwachung und Reduzierung von Umweltauswirkungen oder die Verbesserung der Arbeitssicherheit.
  • Stakeholder-Kommunikation und Transparenz: ISO 26000 bietet Leitlinien zur Einbindung von Stakeholdern und zur Kommunikation sozialer Verantwortung. Unternehmen können die Liste der identifizierten Stakeholder als Basis für das Stakeholder Engagement im Rahmen der doppelten Wesentlichkeitsanalyse verwenden.

Praxisbeispiele: Nutzung von ISO-Normen zur Erfüllung der ESRS-Anforderungen

Die erfolgreiche Integration von ISO-Zertifizierungen in die Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens zeigt sich in verschiedenen Praxisbeispielen:

  • Klimaschutz und Emissionsreduzierung (ESRS E1): Unternehmen, die nach ISO 14001 zertifiziert sind, können ihre Klimaschutzmaßnahmen systematisch planen und umsetzen. Dies erleichtert die Erfassung, Überwachung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen, wie sie von ESRS E1 gefordert werden.
  • Soziale Verantwortung und Governance (ESRS S1-S4, G4): Durch die Anwendung von ISO 26000 können Unternehmen ihre sozialen und governance-bezogenen Aktivitäten strukturieren und berichten. Dies umfasst Aspekte wie Arbeitsschutz, faire Arbeitspraktiken und ethisches Verhalten.
  • Energieeffizienz und Management (ESRS E1 – Energie): ISO 50001 bietet einen systematischen Ansatz für das Energiemanagement und hilft Unternehmen, ihren Energieverbrauch kontinuierlich zu verbessern. Die Norm unterstützt die Erfüllung der Anforderungen von ESRS E1 in Bezug auf Energieeinsparungen und den Einsatz erneuerbarer Energien, was zur Reduzierung von CO₂-Emissionen beiträgt.

Die Anwendung von ISO-Zertifizierungen stärkt auch die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit des Unternehmens. Indem Unternehmen auf diese international anerkannten Standards zurückgreifen, können sie ihre ESG-Leistungen verbessern und das Vertrauen von Investoren, Kunden und anderen Stakeholdern gewinnen.

Wesentlichkeitsanalyse und Einbindung von Stakeholdern

Eine fundierte Wesentlichkeitsanalyse und die systematische Einbindung von Stakeholdern sind zentrale Elemente der Nachhaltigkeitsberichterstattung im Rahmen der CSRD. Die Durchführung der Materialitätsanalyse hilft Unternehmen, die relevanten Nachhaltigkeitsthemen bzw. IROs (Impacts, Risks & Opportunities) zu identifizieren und sicherzustellen, dass sie die Erwartungen und Bedürfnisse ihrer Stakeholder berücksichtigen.

ISO-Normen zur Unterstützung der Wesentlichkeitsanalyse

  • ISO 14008:2021 (Monetäre Bewertung von Umweltauswirkungen): Diese Norm bietet einen strukturierten Ansatz zur Bewertung und Priorisierung von Umweltauswirkungen auf monetärer Basis. Unternehmen können diese Methodik nutzen, um die finanziellen Chancen und Risiken von Umweltaspekten zu quantifizieren und die wesentlichen Themen für ihre Berichterstattung zu identifizieren.
  • ISO 32210:2022 (Nachhaltige Finanzen – Anwendung von Nachhaltigkeitsprinzipien): Diese Norm bietet Leitlinien zur Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in finanzielle Entscheidungen. Sie unterstützt Unternehmen dabei, materielle Nachhaltigkeitsthemen zu erkennen und in ihrer Berichterstattung zu berücksichtigen.

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ISO-Normen zur Unterstützung der Stakeholdereinbindung

  • ISO 26000:2020 (Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung): Diese Norm bietet umfassende Leitlinien zur Identifizierung und Einbindung von Stakeholdern. Sie hilft Unternehmen, systematisch vorzugehen und sicherzustellen, dass alle relevanten Gruppen – von Mitarbeitern über Kunden bis hin zur breiten Öffentlichkeit – in die Entscheidungsfindung einbezogen werden.
  • ISO 14063:2020 (Umweltkommunikation – Leitlinien und Beispiele): Diese Norm unterstützt Unternehmen bei der internen und externen Kommunikation ihrer Umweltleistung. Sie bietet bewährte Ansätze für den Dialog mit Stakeholdern und die transparente Berichterstattung über umweltbezogene Themen.

Durch die Anwendung dieser Normen können Unternehmen eine klare und strukturierte Stakeholdereinbindung sicherstellen, die den Anforderungen der ESRS entspricht. Dies fördert das Vertrauen der Stakeholder und stärkt die Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Detaillierte Zuordnung von ISO-Normen zu ESRS-Themen

In diesem Abschnitt werden die wichtigsten ISO-Normen detailliert den relevanten ESRS-Themen zugeordnet.

ESRS E1: Klimawandel

Der ESRS E1-Standard konzentriert sich auf das Thema Klimawandel, einschließlich dem Klimaschutz, der Anpassung an klimatische Veränderungen und dem Thema Energie.

  • ISO 14064-1:2018 (Treibhausgase – Teil 1): Diese Norm bietet detaillierte Leitlinien zur Erfassung, Quantifizierung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen.
  • ISO 50001:2018 (Energiemanagementsysteme – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung): Diese Norm unterstützt Unternehmen bei der Verbesserung ihrer Energieeffizienz und trägt somit direkt zur Reduzierung von CO₂-Emissionen bei.

ESRS E2: Umweltverschmutzung

Der ESRS E2-Standard deckt Themen rund um die Umweltverschmutzung ab, einschließlich Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung.

  • ISO 14001:2015 (Umweltmanagementsysteme – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung): Diese Norm bietet einen umfassenden Rahmen für die Implementierung von Umweltmanagementsystemen, die die Reduzierung von Umweltverschmutzung fördern.
  • ISO 14067:2018 (Treibhausgase – Kohlenstoff-Fußabdruck von Produkten – Anforderungen und Leitlinien für die Quantifizierung): Diese Norm konzentriert sich auf die Quantifizierung des Kohlenstoff-Fußabdrucks von Produkten und unterstützt Unternehmen dabei, ihre Auswirkungen auf die Luftqualität zu messen und zu reduzieren.

ESRS E3: Wasser- und Meeresressourcen

ESRS E3 widmet sich dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung von Wasser- und Meeresressourcen.

  • ISO 14046:2014 (Wasser-Fußabdruck – Grundsätze, Anforderungen und Leitlinien): Diese Norm bietet einen Rahmen für die Bewertung des Wasserverbrauchs und der Wasserqualität in der gesamten Wertschöpfungskette.
  • ISO 14044:2006 (Ökobilanz – Anforderungen und Leitlinien): Diese Norm ist besonders nützlich für die Durchführung von Lebenszyklusbewertungen, die Wasserverbrauch und Wasserqualität in den Fokus nehmen.

ESRS E4: Biodiversität und Ökosysteme

Der ESRS E4-Standard bezieht sich auf den Schutz und die Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemen.

  • ISO 14055-1:2017 (Umweltmanagement – Leitfaden für die Bekämpfung der Landdegradation und Desertifikation – Teil 1: Rahmenwerk und Grundsätze): Diese Norm bietet einen umfassenden Rahmen für den Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen.

ESRS E5: Kreislaufwirtschaft

ESRS E5 konzentriert sich auf die effiziente Ressourcennutzung und die Förderung der Kreislaufwirtschaft.

  • ISO 14009:2020 (Umweltmanagementsysteme – Leitlinien zur Berücksichtigung der Materialzirkulation in der Gestaltung und Entwicklung): Diese Norm bietet Unternehmen praktische Anleitungen zur Implementierung von Kreislaufwirtschaftsprinzipien in ihren Design- und Entwicklungsprozessen.
  • ISO 14006:2020 (Umweltmanagementsysteme – Leitlinien für die Einbeziehung von Ökodesign): Diese Norm unterstützt Unternehmen dabei, Nachhaltigkeitsaspekte frühzeitig in ihre Produktentwicklung zu integrieren und so zur Ressourcenschonung beizutragen.

ESRS S1-S4: Soziale Standards

Die ESRS S1-S4-Standards beziehen sich auf verschiedene soziale bzw. gesellschaftliche Themen, einschließlich der Arbeitsbedingungen, Gesundheitsschutz und Menschenrechte.

  • ISO 45001:2018 (Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung): Diese Norm ist ein Schlüsselwerkzeug zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Gewährleistung der Arbeitssicherheit der eigenen Belegschaft.
  • ISO 26000:2020 (Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung): Diese Norm bietet umfassende Leitlinien zur gesellschaftlichen Verantwortung.

ESRS G1: Governance

Der ESRS G1-Standard fokussiert sich auf die Unternehmensführung und Geschäftspraktiken.

  • ISO 37000:2021 (Governance von Organisationen – Leitlinien): Diese Norm bietet Unternehmen ein umfassendes Rahmenwerk für gute Governance und ist besonders relevant für die Einhaltung der ESRS G1-Anforderungen in Bezug auf ethisches Verhalten und Transparenz.
  • ISO 37001:2016 (Anti-Korruptions-Managementsysteme – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung): Diese Norm unterstützt Unternehmen bei der Bekämpfung von Korruption.

Diese detaillierte Zuordnung von ISO-Normen zu den ESRS-Themen zeigt, wie Unternehmen ISO-Zertifizierungen gezielt einsetzen können, um die verschiedenen Anforderungen der ESRS effizient zu erfüllen.

Vorteile der Integration von ISO-Zertifizierungen

Die Nutzung der Daten aus ISO-Zertifizierungen die Nachhaltigkeitsberichterstattung eines Unternehmens bietet eine Reihe von Vorteilen:

  1. Verbesserung der Datenqualität und -konsistenz
  2. Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung 
  3. Erhöhte Glaubwürdigkeit und Transparenz
  4. Besseres Risikomanagement und Compliance
  5. Langfristige Kosteneinsparungen
  6. Verbesserte Stakeholder-Kommunikation

Die Integration von ISO-Zertifizierungen in die Nachhaltigkeitsstrategie bietet Unternehmen nicht nur einen klaren Vorteil bei der Erfüllung der ESRS-Anforderungen, sondern auch zahlreiche betriebliche und strategische Vorteile. ISO-Zertifizierungen können Unternehmen dabei unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und sich in einem zunehmend anspruchsvollen regulatorischen Umfeld zu behaupten.

Eine detaillierte Übersicht welche ISO-Zertifizierungen für welche ESRS-Themen relevant sind finden Sie im Mapping Dokument des Deutschen Institut für Normung e. V..