ISO 53001: Wie der Standard CSRD- & VSME-Berichte unterstützt

Die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung steigen rasant. Unternehmen sehen sich nicht nur durch die EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zu umfassender Offenlegung verpflichtet, sondern müssen zunehmend auch die Erwartungen ihrer Kunden, Partner und Investoren erfüllen. Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bringt der neue VSME-Standard eine praxisnahe Möglichkeit, freiwillig strukturierte Nachhaltigkeitsberichte vorzulegen. Doch wer Nachhaltigkeit langfristig erfolgreich steuern will, braucht mehr als einen guten Bericht: Er braucht ein wirksames Managementsystem. Hier setzt der neue internationale Standard ISO 53001 ‚Management von UN-Nachhaltigkeitszielen‘ an. Die geplante Norm soll Unternehmen weltweit einen Rahmen bieten, um ihre Beiträge zu den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDGs) systematisch zu managen – unabhängig von bestehenden Berichtsformaten.

In diesem Artikel zeigen wir, was die ISO 53001 auszeichnet, wann sie kommt und wie sie Unternehmen dabei unterstützen kann, die Anforderungen aus CSRD und VSME strategisch klug zu erfüllen.

1. Was ist die ISO 53001?

ISO 53001 ist ein neuer Managementsystem-Standard, der sich aktuell in der Entwicklung befindet und voraussichtlich 2025 veröffentlicht wird (siehe Deutsche Gesellschaft für Qualität). Sein Ziel: Unternehmen weltweit einen strukturierten Rahmen zu bieten, um ihren Beitrag zu den UN-Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDGs) systematisch zu planen, umzusetzen und zu verbessern.

Ein Managementsystem für Nachhaltigkeit

Im Gegensatz zu klassischen Nachhaltigkeitsberichten, wie sie etwa im Rahmen der CSRD oder freiwillig nach dem VSME-Standard erstellt werden, setzt ISO 53001 auf interne Steuerung statt reine Berichterstattung. Die Norm legt Anforderungen an ein sogenanntes SDG-Managementsystem fest – also ein umfassendes System, mit dem Unternehmen:

  • relevante Nachhaltigkeitsziele identifizieren
  • strategische Maßnahmen entwickeln,
  • Fortschritte messen und bewerten,
  • sowie ihre Prozesse kontinuierlich verbessern können.

Die Unternehmen wählen dabei gezielt diejenigen SDGs aus, die für ihre eigene Tätigkeit besonders relevant sind. Es geht nicht darum, alle 17 Ziele gleichzeitig abzudecken, sondern Nachhaltigkeit gezielt und wirkungsvoll in die eigene Unternehmensstrategie zu integrieren. Bei der Identifizierung der Relevanz der Themen kann die Durchführung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse hilfreich sein.

Zertifizierung als objektiver Nachweis

Besonders wichtig: ISO 53001 wird zertifizierbar sein – ähnlich wie etablierte Managementstandards wie ISO 9001 (Qualitätsmanagement) oder ISO 14001 (Umweltmanagement). Unternehmen können sich also künftig offiziell bescheinigen lassen, dass sie ein wirksames Nachhaltigkeitsmanagement in Bezug auf die UN-Ziele betreiben. Damit bietet die Norm einen objektiven Nachweis für nachhaltiges Wirtschaften – ein zunehmend wichtiger Faktor im Wettbewerb um Kunden, Talente und Investitionen.

2. Der Stand der Entwicklung: Wann kommt die ISO 53001?

Die ISO 53001 befindet sich derzeit noch in der Entstehungsphase. Verantwortlich für die Ausarbeitung ist das eigens gegründete ISO-Projektkomitee ISO/PC 343. Seit 2023 arbeitet dieses internationale Expertengremium daran, den neuen Standard für das Nachhaltigkeitsmanagement im Einklang mit den UN Sustainable Development Goals (SDGs) zu entwickeln.

Aktuell (Stand Frühjahr 2025) liegt die Norm als Working Draft (Arbeitsentwurf) vor. Dieser Entwurf wird zunächst intern abgestimmt und anschließend in mehreren Phasen weiterentwickelt – unter anderem als Committee Draft (CD) und später als Draft International Standard (DIS). Erst nach weltweiter öffentlicher Konsultation und abschließender Abstimmung erfolgt die endgültige Veröffentlichung.

Geplanter Zeitrahmen: Veröffentlichung im Herbst 2025

Nach aktuellem Stand plant die Internationale Organisation für Normung (ISO), die endgültige Version im Herbst 2025 zu veröffentlichen. Unternehmen, die frühzeitig auf ein strategisches Nachhaltigkeitsmanagement setzen möchten, können sich also bereits jetzt vorbereiten und den Entwicklungsprozess beobachten.

Gerade im Kontext neuer gesetzlicher Anforderungen wie der CSRD oder dem freiwilligen Standard für den VSME Nachhaltigkeitsbericht kann es sinnvoll sein, sich rechtzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen, um Synergien zu nutzen.

PAS 53002: Die Vorstufe zur ISO 53001

Eine wichtige Grundlage für die ISO 53001 bildet die bereits veröffentlichte PAS 53002:2024 – eine vorläufige Spezifikation, die von der ISO gemeinsam mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) erarbeitet wurde. PAS 53002 bietet erste Leitlinien, wie Organisationen systematisch zu den UN Sustainable Development Goals beitragen können, und dient als inhaltliche Vorbereitung auf die spätere Norm.

3. ISO 53001, CSRD und VSME – Wie passt alles zusammen?

Unterschiedliche Schwerpunkte: Managementsystem versus Berichtspflichten

Im Kontext wachsender Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung stellt sich vielen Unternehmen die Frage: Wie fügt sich die neue ISO 53001 in die Landschaft von Standards wie der CSRD oder dem VSME ein?

Die Antwort ist klar: ISO 53001 ergänzt bestehende Berichtspflichten – sie ersetzt sie nicht. Denn ISO 53001 setzt auf die Einführung eines Managementsystems, während CSRD und VSME auf die Erstellung strukturierter Nachhaltigkeitsberichte abzielen.

CSRD verpflichtet große Unternehmen und bestimmte KMU, zahlreiche ESRS Datenpunkte offenzulegen. VSME bietet kleinen Unternehmen eine freiwillige Möglichkeit, Nachhaltigkeitsinformationen effizient und standardisiert zu berichten (siehe VSME Datenpunkte-Liste). ISO 53001 hingegen unterstützt Unternehmen dabei, die zugrunde liegenden Prozesse und Strukturen aufzubauen, um Nachhaltigkeit wirksam zu steuern und echte Fortschritte zu erzielen.

ISO 53001 als strategische Unterstützung für Berichtsanforderungen

Gerade im Rahmen der CSRD müssen Unternehmen künftig nicht nur angeben, was sie tun, sondern auch wie sie Nachhaltigkeit in ihre Governance und Strategie integrieren. Hier kann ein zertifiziertes SDG-Managementsystem:

  • die strategische Verankerung von Nachhaltigkeitszielen nachweisen,
  • strukturierte Prozesse zur Steuerung von Risiken und Chancen dokumentieren,
  • sowie belastbare Daten für die Berichterstattung nach CSRD oder VSME liefern.

Auch für KMU, die sich freiwillig am VSME-Standard orientieren, kann ISO 53001 ein wertvolles Instrument sein, um interne Managementprozesse aufzubauen und dadurch glaubwürdiger und nachhaltiger zu berichten.

Hinweis: Neben der ISO 53001 erleichtern auch andere ISO-Zertifizierungen die Erfüllung der ESRS / CSRD.

Fazit: ISO 53001 als fehlendes Bindeglied zwischen Anspruch und Umsetzung

Ob verpflichtende Berichterstattung nach den umfassenden European Sustainability Reporting Standards (ESRS) oder freiwillige Offenlegung nach VSME: Ein wirksames Nachhaltigkeitsmanagement wird immer wichtiger, um die steigenden Anforderungen nicht nur zu erfüllen, sondern wirklich substanzielle Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten.

ISO 53001 bietet hier einen entscheidenden Vorteil: Unternehmen steuern nicht nur ihre Nachhaltigkeitsziele intern effizienter, sondern schaffen auch eine belastbare Basis für glaubwürdige und vergleichbare Berichte. Damit wird das SDG-Managementsystem zum strategischen Bindeglied zwischen interner Steuerung und externer Transparenz – ein echter Wettbewerbsvorteil für Unternehmen, die Nachhaltigkeit ernsthaft und zukunftsorientiert verankern wollen.

4. Für wen lohnt sich eine Einführung von ISO 53001?

Unternehmen im Fokus: Wer profitiert am meisten?

Die Einführung eines SDG-Managementsystems nach ISO 53001 lohnt sich besonders für Unternehmen, die Nachhaltigkeit nicht nur als Pflichtübung, sondern als echten strategischen Erfolgsfaktor verstehen. Typische Profile sind:

  • Mittelständische Unternehmen, die im Rahmen der CSRD berichtspflichtig werden oder freiwillig nach dem VSME-Standard berichten möchten.

  • Großunternehmen, die bereits bestehende Managementsysteme (z.B. ISO 9001, ISO 14001) nutzen und Nachhaltigkeit nahtlos integrieren wollen.

  • Zulieferer und B2B-Dienstleister, die steigende ESG-Anforderungen von Geschäftspartnern erfüllen müssen.

  • Unternehmen in sensiblen Branchen wie Energie, Industrie, Bau, Transport oder Finanzdienstleistungen, wo Nachhaltigkeit besonders kritisch bewertet wird.

  • Organisationen mit internationaler Ausrichtung, die globale Standards für Nachhaltigkeit glaubwürdig und einheitlich erfüllen wollen.

Vorteile einer ISO 53001-Zertifizierung

Ein zertifiziertes Nachhaltigkeitsmanagementsystem bringt handfeste Vorteile:

  • Strukturierte Steuerung: Nachhaltigkeitsziele werden systematisch identifiziert, umgesetzt und überprüft.

  • Verbesserte Berichtsfähigkeit: Unternehmen sammeln belastbare ESG-Daten, die in Berichte nach CSRD oder VSME einfließen können.

  • Stärkung der Glaubwürdigkeit: Eine Zertifizierung belegt gegenüber Kunden, Investoren und Partnern echtes Engagement für nachhaltiges Wirtschaften.

  • Risikomanagement: Nachhaltigkeitsrisiken (z.B. in der Lieferkette, bei regulatorischen Anforderungen) können frühzeitig erkannt und gesteuert werden.

  • Wettbewerbsvorteil: Nachhaltigkeit wird zunehmend zum entscheidenden Kriterium in Ausschreibungen, bei Finanzierungen oder bei der Gewinnung von Fachkräften.

Herausforderungen: Nicht für jedes Unternehmen Pflicht

Trotz aller Vorteile ist die Einführung kein Selbstläufer. Insbesondere kleinere Unternehmen sollten Aufwand und Nutzen sorgfältig abwägen. Ein vollständiges Managementsystem erfordert:

  • klare Zuständigkeiten,
  • die Integration in bestehende Unternehmensprozesse,
  • und eine gewisse Bereitschaft, in Organisationsentwicklung zu investieren.

Gerade KMU, die primär auf freiwillige Berichte nach VSME setzen, können überlegen, ISO 53001 schrittweise einzuführen oder einzelne Elemente daraus zu nutzen, bevor sie eine vollständige Zertifizierung anstreben.

5. Fazit: ISO 53001 als Zukunftsbaustein im nachhaltigen Management

Die neue ISO 53001 schließt eine wichtige Lücke im Nachhaltigkeitsmanagement: Sie bietet Unternehmen einen strukturierten Ansatz, um ihren Beitrag zu den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDGs) systematisch zu steuern und kontinuierlich zu verbessern. Statt allein auf die Erfüllung von Berichtspflichten wie CSRD oder freiwilligen Standards wie VSME zu setzen, können Unternehmen mit ISO 53001 ihre Nachhaltigkeitsstrategie tief im operativen Geschäft verankern.

Für Unternehmen, die Nachhaltigkeit nicht nur dokumentieren, sondern wirklich leben wollen, ist ISO 53001 ein zukunftsweisendes Werkzeug. Wer frühzeitig in ein nachhaltiges Managementsystem investiert, sichert sich Glaubwürdigkeit, reduziert Risiken und verschafft sich einen klaren Wettbewerbsvorteil in einer zunehmend nachhaltigkeitsgetriebenen Wirtschaftswelt. ESG ist eben auch ein Business Case.